FEUERRING:
DIE REDUKTION AUF DAS WESENTLICHE
Auszug aus:
GARTENDESIGN INSPIRATION
Das Magazin für Gartengestaltung und Gartengenuss
Ausgabe 2|2018
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GARTENDESIGN INSPIRATION“ im Gespräch mit Andreas Reichlin, Stahlplastiker und Erfinder des Feuerring.
GARTENDESIGN INSPIRATION (GDI):
Lieber Andreas, der Original-Feuerring ist – wie auch Euer Claim lautet – „einzig in seiner Art“. Um in der Metaphorik des Feuers zu bleiben: Was war die Initialzündung für diese Idee? Wie ist Dein Werdegang und woher stammt Deine Leidenschaft für die Themen „Feuer“ und „Grillen“?
Andreas Rechlin (AR):
Schon als Schüler war mir klar, dass ich Bildhauer werden wollte. Ich habe eine Ausbildung zum Holzbildhauer gemacht, danach an der Académie de la Grande Chaumiere in Paris studiert. Vor allem das Aktzeichnen hat mein Gefühl für Proportion geschult. Zurück in meinem Dorf, habe ich ein Atelier eröffnet und 20 Jahre lang nur von meiner Kunst gelebt. Verschiedene Formen haben mich dann zum Stahl gebracht; autodidaktisch habe ich mein Wissen und Können erweitert und zehn Jahre ausschließlich mit Stahl gearbeitet. Der erste Feuerring ist eigentlich aus persönlichen Gründen entstanden: weil ich zwar immer sehr gerne gegrillt habe, aber irgendwann gesundheitliche Probleme bekam. Wenn man mit einem herkömmlichen Grillrohr arbeitet und es tropft hinein, entsteht Rauch, der am Grillgut hängenbleibt. Das hat mein Magen irgendwann nicht mehr vertragen. Ich wollte aber gern grillen! So leicht gebe ich nicht auf. Genau wie meine beiden Brüder gehe ich sehr lösungsorientiert durch die Welt. Dazu hat uns unser Vater erzogen. Wenn es ein Problem in seiner eigenen Firma gab, hat er sich am Montag mit uns Jungs zusammengesetzt und gesagt: „So und so ist es, das müssen wir jetzt lösen.“ Am Freitag kamen wir dann wieder zusammen und haben über unsere verschiedenen Ideen gesprochen. Das hat mich bis heute geprägt. Ich mache so lange weiter, bis ich einen Weg gefunden habe – in diesem Fall eine neue Art des Grillens ohne Rauchentwicklung.
FOTO: FEUERRING
GDI:
Bitte erzähle uns ein wenig über das Material und die Formensprache der Feuerringe. Welche Grundidee hat Dich bei der Entwicklung des ersten Prototyps geleitet?
AR:
In meiner Ausbildung habe ich gelernt, dass ein Gebrauchsgegenstand nicht nur schön sein darf. Ein Stuhl zum Beispiel muss auch bequem sein, die Statik muss stimmen, er soll langlebig sein, und bei der Produktion sollten ethische Richtlinien beachtet werden, z. B. dass er aus der Region stammt und mit unserer eigenen Kraft hergestellt werden kann. Diese Prinzipien lassen sich auf den Feuerring übertragen. Als Bildhauer sehe ich ihn natürlich zunächst als Skulptur. Mein Anspruch ist, dass der Feuerring auch unabhängig von seiner Funktion im Garten eine Wirkung hat. Darüber hinaus ist die Langlebigkeit wichtig. Wenn das Material gut ist, wird das Objekt mit den Jahren immer schöner. Das Design ist reduziert auf das Wesentliche: Nichts kann weggenommen, nichts braucht hinzugefügt zu werden. Ein Feuerring lässt sich an die nächste Generation weitergeben. Ich bin überzeugt davon, dass er auch in 300 Jahren noch Bestand hat. Und dann spielt der gesundheitliche Aspekt eine Rolle, der ja für mich der Auslöser war, das indirekte Grillen, schonend und magenfreundlich.
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Andreas Rechlin, Stahlplastiker und Erfinder des Feuerring
FOTO: FEUERRING[/one_half_last]
GDI:
Hat Deine Idee gleich funktioniert? Oder war es am Anfang schwierig, Deine Vision umzusetzen?
AR:
Das ging alles nicht von heute auf morgen. Ich habe insgesamt vier Jahre mit der Entwicklung des ersten Prototyps verbracht. Am Anfang hatte ich ein Problem: Da das Feuer im Innern sehr groß ist, war der Ring nach einer gewissen Zeit durch die enorme Hitze deformiert. So stand ich vor meiner nächsten Herausforderung. Die Lösung fand ich schließlich darin, den Ring erstens so zu verschweißen, dass er wie ein Schraubstock in der Schale sitzt, und zweitens ein Gefälle nach innen, wie bei einem Trichter, zu formen. So wird der Ring gehalten und kann sich nicht deformieren. Schlussendlich konnte die spezielle Verbindung zwischen Schale und Ring zusammen mit diesem Gefälle patentiert werden. Seit 2009 haben wir nicht einen einzigen Garantiefall! Das ist wirklich ein Geschenk, ein Produkt unter die Menschen zu bringen, das keine Probleme macht. Auch wenn man dann leider nichts mehr von seinen Kunden hört … (lacht)
Später kamen zu den ersten, ganz flachen Modellen höhere Prototypen hinzu. Damit auch hier der Ring nicht zu heiß wird, setze ich bei den hohen Modellen einen Zwischenboden ein. So können immer gleichbleibende Temperaturen erreicht werden.
Hattest Du von Anfang an die Vorstellung, ein Unternehmen mit Deiner Idee zu gründen?
AR:
Nein, das kam erst viel später, als ich Beate Hoyer kennenlernte. Sie erkannte sehr schnell das Potenzial der Feuerringe und sagte: „Lass uns eine Firma damit machen!“ Aber ich bin Künstler, mir ging es nicht darum, aus meinen Werken ein Unternehmen entstehen zu lassen. Ich sagte also nein. Aber Beate blieb hartnäckig: „Die Freude, die wir selbst damit haben, geben wir an andere Menschen weiter!“ Damit hatte sie mich. 2009 gründeten wir dann die Feuerring GmbH. Unser Produkt war damals etwas völlig Neues, so noch nie Dagewesenes auf dem Markt. Mittlerweile haben wir mit den Feuerringen selbst einen neuen Markt generiert. Das ist einerseits schön, andererseits hat es aber auch eine unerfreuliche Seite: Wir müssen uns immer wieder gegen Plagiate wehren.
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Andreas Rechlin, Stahlplastiker und Erfinder des Feuerring
FOTO: FEUERRING[/one_half_last]
GDI:
Das Thema „Feuer im Garten“ fasziniert nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten. Auch der Aspekt des Feierns und der Geselligkeit spielen eine große Rolle. Was unterscheidet in dieser Hinsicht den Feuerring von anderen Grillgeräten?
AR:
Das richtige „Timing“ ist hier viel einfacher: Man macht zuerst das Feuer, dann geht man gemeinsam in die Küche, um das Essen vorzubereiten. Ist eine bestimmte Temperatur erreicht, bringt man das vorbereitete Essen nach draußen und grillt – ebenfalls gemeinsam. Man muss ja nicht auf die Glut warten, sondern hat immer eine offene Flamme. Das trägt viel zur guten Stimmung bei. Man hat nicht diese typische Zweiteilung: Die Männer stehen mit einem Bier am Grill, die Frauen mit einem Prosecco in der Küche. Mit dem Feuerring können also auch Ehekrisen verhindert werden …
GDI:
Zum Schluss noch eine ganz praktische Frage, die unsere Leser interessieren wird: Wo kann man sich die Modelle ansehen? Und wie funktioniert die Bestellung?
AR:
Unsere Ausstellung in Immensee ist öffentlich und jederzeit zugänglich. Wir freuen uns über interessierte Besucher und erzählen gern mehr über Herstellung, Funktion und alles, was jemand rund um den Feuerring wissen möchte. In Europa können wir an jeden Ort innerhalb von zwei Wochen liefern. Die Lieferung erfolgt in einer gesteckten Holzkiste, die ein paar
Dörfer weiter in einer Behindertenwerkstatt gefertigt wird. Auch hier ist uns Nachhaltigkeit ganz wichtig. Um den Feuerring auszupacken, muss der Kunde nur drei Schrauben drehen und zwei Zurrbänder ziehen. Die zerlegte Kiste ist gleichzeitig das Holz für die erste Feuerung!
Adresse & Kontakt:
Andreas Reichlin & Beate Hoyer
Feuerring GmbH,
Tieftalweg 3,
6405 Immensee, Schweiz
Telefon +41 41 850 70 58
info@feuerring.ch
info.deutschland@feuerring.ch
www.feuerring.ch
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