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STAUDENSCHMAUS

ESSBARE STAUDENMISCHUNGEN AUS DEM GARTEN

TEXT: PETRA REIDEL | FOTO (HEADER):  ©Patryssia – stock.adobe.com

Auszug aus:

GARTENDESIGN INSPIRATION
Das Magazin für Gartengestaltung und Gartengenuss
Ausgabe 6|2018
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Farbenfrohe Geschmacksexplosionen frisch aus dem Garten für Pizza, Tee, Saucen und Salate: Das steckt hinter den pflanzfertigen Küchen-Mix-Staudenmischungen von „durchgeblueht“. Zehn verschiedene Varianten begeistern von mediterran über würzig-scharf bis hin zu ganz besonderen geschmacklichen Spezialitäten wie „Frankfurter Grüne Sauce“ oder „Gruß aus der Lausitz“.

KÜCHEN-MIX: STAUDEN MIT DOPPELTEM GENUSS

Dem Gärtner und Landschaftsarchitekten Michael Simonsen ist es zusammen mit seinem Freund Olaf Schnelle, dem Gründer der Gourmetgärtnerei „Schnelles Grünzeug“, gelungen, die Lust am Gärtnern auf sehr hohem Niveau mit der Kulinarik zu verbinden. Olaf Schnelle kennt fast alles, was essbar ist, und Michael Simonsen weiß, wie man Pflanzengesellschaften mit Erfolg zusammenstellt. „Aus diesem ganzen Wissen entstanden unsere Küchen-Mix-Ideen“, verrät Simonsen. Essbare Staudenmischungen, das sind Augenschmaus und Gaumenfreuden in einem. Zehn verschiedene schöne und dabei auch leckere Mischungen gibt es bei „durchgeblueht“, das ist einzigartig.

PIZZA-MIX: ZUCKERSCHOTENAROMA MIT EIGENSCHÄRFE

Die gelben Blüten der Taglilien leuchten auf der knusprigen Pizza und sorgen für staunende Blicke bei den hungrigen Gästen. „Der nachhaltige Abgang, den die Lilien mit ihrer Schärfe für einige Minuten am Gaumen hinterlassen, beeindruckt zusätzlich“, beschreibt Simonsen. Doch nicht nur auf der Pizza machen die Blüten eine gute Figur, auch im Salat kommen sie gut an. Da sich die Taglilien sehr produktiv in puncto Blütenfülle zeigen, darf auch beherzt geerntet werden. Oregano, Schnittlauch, blaue Glockenblumen, Schnittknoblauch und Schlangenknöterich, ein Gewächs aus der Familie der Knöteriche, das wie Blattspinat geerntet werden kann, gehören mit zum Potpourri dieser Zusammenstellung. Astern-Sorten sorgen für Farbe im Herbst und eine Getreideart für die Winterstruktur der Pflanzung bei Raureif und Schnee. „Die Pizza- Mischung ist selbst für Blumensträuße attraktiv und steht für den Koch am komfortabelsten dicht an der Terrasse“, empfiehlt der Erfinder.

 

IN DIE KANNE, FERTIG, LOS

In strahlendem Violett, Rosarot, Weiß und frischem Blau präsentiert sich die auserlesene Mischung für gesunde Tees. Die Blütenblätter des Purpursonnenhutes, Malvenblüten, Katzenminze, Schein- oder auch Bergminze, Lavendel und Salbei bedienen hierbei unterschiedlichste Geschmacksrichtungen. Selbst die roten Blütenblätter der Indianernessel halten eine sinnliche Überraschung bereit: Bei dieser Pflanze ist nicht nur die Blüte geschmacksintensiv, sondern auch die Blätter bieten ein pfeffriges Bukett. „Hier kann sich der Teetrinker genau nach Gusto bedienen, brühen und genießen. Frühmorgens, taufrisch gezupft, wird der Morgentee zum ganz besonderen Erlebnis“, schwärmt Simonsen, der die Pflanzensorten gerne als Betriebsgeheimnis für sich behält. „Wichtig bei solchen Zusammenstellungen ist, dass sich die Dynamik der einzelnen Staudenarten möglichst die Waage hält, damit die Lebensgemeinschaft nicht nach kurzer Zeit zu einer Monokultur wird. Der entscheidende Schlüssel ist sehr oft die mengenmäßige Zusammensetzung“, so der Landschaftsarchitekt, der bei all diesen Kreationen immer auch den durchblühenden Augenschmaus über alle Jahreszeiten im Blick behält. Im Schnitt enthält jeder Küchen-Mix 15 verschiedene Staudenarten.

 

STRAHLENDE GESICHTER

Zwei der zehn Mischungen bestehen ausschließlich aus essbaren Blüten. Die strahlenden Blütengesichter in knalligen Farben sind zum Anbeißen und verzaubern Kräutercreme, Quark und Salat. Wer die Sonnenfarbe liebt, entscheidet sich für „Essbare Blüten“ in Gelb, wer es gerne bunt treibt, wählt die Mischung aus  blaublütigen, weiß- und rotblütigen Stauden. Die Formen und Farben machen bereits beim Hinsehen gute Laune, schließlich isst das Auge immer mit. Doch manche haben mehr drauf, als nur schön auszusehen: Die jungen, leicht salzig schmeckenden Einzelblüten der Ringelblume sind so ein Beispiel von besonderem Genuss. Aus Gänseblümchenknospen lassen sich falsche Kapern herstellen, und den Geschmack der Blüten kann man durchaus als nussig beschreiben. Gänseblümchenbutter mit frischem Bauernbrot ist somit ein wahrer Genusstipp. Harmonischer und zugleich erfrischender Gaumenschmaus zu Gurke und Kartoffel sind die blauen sternförmigen Borretschblüten, und ein Gurken-Gazpacho ohne Borretsch grenzt schon an eine Sünde. Simonsen könnte sich vorstellen, dass diese Mischungen zusammen mit dem Pizza-Mix zukünftig zu den Favoriten zählen.

 

WÜRZIGE KRÄUTERMISCHUNGEN

Der perfekte Standort für den „Kräuterhalbschatten-Mix“ ist der frische Gehölzrand oder aber die Küchenterrasse mit Morgensonne. Minze, Bärlauch, Glockenblumen, Walderdbeeren, Waldmeister, Duftveilchen und Rhabarber verzaubern mit essbaren Blüten, Stengeln und Früchten. „Hier muss kräftig geerntet werden, ansonsten ist auf jeden Fall ein Rückschnitt notwendig“, empfiehlt der Staudenexperte. Verwendbar ist die Mischung zum Würzen, für Cremes, Dips und Salate.

Der Mix „Kräutersalate“ toleriert auch den sonnigen Gehölzrand und liebt trockene bis frische Gartenböden. Knie- bis hüfthoch wachsen Ampfersorten, Anis, Purpur-Wiesenkerbel, Glockenblumen, Stauden-Rucola und Schnittlauch. „Essen wird immer mehr zur Vertrauenssache. Der Verbraucher möchte wissen, was drin ist, und dieses Verlangen steigt stetig an, das ist zumindest meine Wahrnehmung“, so Simonsen.

Neben diesen vier im Detail beschriebenen Staudenkreationen gibt es noch drei Mischungen mit regionalem Touch, wie die „Frankfurter Grüne Sauce“, den „Gruß aus der Lausitz“ für Kartoffeln mit Leinöl und Kräuterquark sowie die „Mediterranen Kräuter“. Eine „Gewürzte Gemüsemischung“ ergänzt das Sortiment.

 

AUS DEM KARTON IN DEN BODEN

Seit Mitte September sind die kulinarischen Mischungen als fertiges Produkt zum sofortigen Loslegen im Online-Shop www.durchgeblueht.de bestellbar. Ab einer Mindestbestellmenge von drei Quadratmetern, das entspricht 24 Pflanzen, wird geliefert. Die Preise für die Mischungen bewegen sich zwischen 21,50 Euro und 26 Euro pro Quadratmeter. „Wir bitten eine Lieferzeit von rund 14 Tagen einzuplanen“, so Simonsen, der die Stauden bei der Firma Stauden Ihm in der Nähe von Meißen produzieren lässt. Pflanzfertig vorgemischt, kommen somit jeweils acht Stauden für jeden Quadratmeter in einem eignen Karton und werden genau in dieser Zusammenstellung gepflanzt. Die Sortierung ist im Karton abgebildet und kommt so direkt auf das Beet. Gepflanzt wird mit einem Abstand von 30 bis 35 Zentimetern zwischen den Töpfen. Mit der fünften Kiste wiederholt sich das Pflanzsystem. Wer sich für Staudenmischungen mit mehr als 25 Arten  entscheidet, sollte als Minimum 12 bis 30 Quadratmeter an Fläche zur Verfügung haben.

 

EIN BLICK IN DEN SCHAUGARTEN

Wer sich gerne vom Original überzeugen lässt, macht am besten einen Abstecher in den Schaugarten am Keils Gut in Wilsdruff bei Dresden. Neben den zehn kulinarischen Küchen-Mix-Ideen hat „durchgeblueht“ jede Menge weiterer Staudenmischungen im Angebot. Verschiedene Zwiebel- und Knollenmischungen ergänzen als „Zwiebel-Mix“ das reichhaltige Spektrum und sorgen so schon im Frühling für viel Farbe im Beet. Doch auch für den Schattenbereich und den Extremstandort auf einer Baumscheibe bietet der findige Unternehmer eigene Kompositionen oder die bekannter Versuchsanstalten und  Forschungseinrichtungen, aus Erfurt, Veitshöchheim, Weinheim oder Wädenswil an. Selbst für kleinste Flächen, Kübel und Balkonkästen hat Simonsen in Form seiner „Minimix“ hübsche Lösungen parat. Und einen entscheidenden Vorteil haben alle diese Pflanzkonzepte gemeinsam: Sie sind pflegearm.

 

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Michael Simonsen

Michael Simonsen hat das Grün im Blut. Sowohl väterlicherseits als auch mütterlicherseits wurde dieses Gen dominant weitervererbt. Die Ahnentafel weist einen Botanik-Professor und einen Gartenamtsleiter aus. Die Großeltern auf Seiten des Vaters standen als Pflanzensammler in engem Kontakt mit Karl Foerster, dem großen Staudenzüchter. Die Mutter ist Gartenbauingenieurin, der Vater betreibt ein Garten- und Landschaftsbauunternehmen in Erfurt. Simonsen selbst besuchte nach seiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner die Technikerschule in Pillnitz. Danach forderten ihn verschiedene Großprojekte in einem Planungsbüro heraus. 1996 macht er sich mit der Simonsen Freianlagen Freiraumplanungsgesellschaft mbH selbstständig und bildet sich in den Jahren 2010 bis 2012 als Master in Gartengeschichte an der Universität Greenwich im Südosten von London weiter. Während dieser Zeit bereiste er die Insel für pflanzliche Eigenstudien. Preise in Realisierungswettbewerben und der Bau der Schlossallee in Moritzburg, mit welcher Simonsen zusammen mit dem Ingenieurbüro IVAS als Generalplaner beauftragt war, brachten ihm die Aufnahme in die Architektenkammer. Für die Schlossallee entwickelte Simonsen den „Moritzburger Blühzauber“ als erste eigene Staudenmischpflanzung. Die laufende Nachfrage nach dieser artenreichen, aber auch pflegeleichten Komposition führte in gerader Linie zum Webportal „durchgeblueht.de“ und somit zu immer weiteren Staudenideen. Diese werden oft durch konkrete Planungsvorhaben befruchtet, die dann in weiterentwickelter Form in das Sortiment einziehen und wie die Küchen-Mix-Ideen auch noch herrlich schmecken.

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